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Flechtheimspeicher

flechtheim speicher 02Die jüdische Getreidehändler-Familie Flechtheim stammte ursprünglich aus Brakel. Aufgrund des boomenden Geschäfts ließ sie sich 1870 in der "Großstadt" Münster nieder. Das Geschäft florierte, nicht zuletzt durch den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und die darauffolgenden Gründerjahre. 1899 wurde der Dortmund-Emskanal eröffnet und Emil Flechtheim (*1850 +1933) baute einen eigenen Speicher am Hafen. Die Weltwirtschaftskrise und die Machtergreifung der Nazis zwangen 1939 zum Verkauf. Die Familie Rhenus erwarb den Speicher und vergrößerte das Gebäude um den direkt angrenzenden 10-geschossigen Rhenusspeicher. 1969 erwarben die Stadtwerke die beiden Grundstücke. 1996 lief der Erbbaurechtvertrag aus und die Stadtwerke wurden auch Besitzer der Gebäude. Bis 2007 wurden sie als Getreidespeicher benutzt. Die Sanierung wurde ab 2013 mit einem Etat von 10 Mio. Euro vorgenommen. Das Wolfgang Borchert Theater übernahm als Mieter die neuen Räumlichkeiten im Erd- und Untergeschoss als erweiteren Rohbau. Der Ausbau zum modernen Theater hat ca. 1 Mio. Euro gekostet und wurde weitestgehend von privaten Spendern möglich gemacht. Zu den Sponsoren gehören die NRW-Stiftung, die Sparkassenstiftung, die Sparda-Bank, die Stadtwerke Münster, die Kulturstiftung der westfälischen Provinzialversicherung und die Ratio-Gruppe. Das Theater selbst befindet sich im Rhenusspeicher. Das Foyer ist im heute denkmalgeschützten Flechtheimspeicher untergebracht.

Alfred Flechtheim

Pascin Alfred Flechtheim
Der berühmteste Sohn der Familie Flechtheim ist der Kunsthändler und Mäzen, Verleger und Sammler, Alfred Flechtheim. Er verhalf Künstlern der Avantgarde, Picasso, Matisse, Braque, Lehmbruck u.v.m. zum Durchbruch. Er wurde am 1. April 1878 in Münster geboren und besuchte bis zu seinem 17. Lebensjahr das Paulinum. Ein kecker Streich zum 80. Geburtstag Otto von Bismarcks am 1. April 1895 sorgte allerdings für den Rauswurf, so dass er in Genf das Abitur nachmachen musste. Nach seiner Getreidehandels-Ausbildung in Odessa und Paris übernahm er zunächst mit mäßigem Erfolg die Firma des Vaters, und entschied sich dann bald, der eigenen Neigung zu folgen und als Kunstsammler und Förderer zu agieren. Die erste Galerie eröffnete er in Düsseldorf. Dependancen in Köln und Frankfurt folgten. 1928 übersiedelte er schließlich nach Berlin. Seine Galerie wurde zum beliebten Treffpunkt in den Goldenen Zwanziger Jahren. Flechtheim galt als Lebemann und schillernde Figur der Kunstszene.  Das Wolfgang Borchert Theater hat zur Neueröffnung im Flechtheimspeicher am 6./7. September 2014 ein Stück über sein Leben zur Uraufführung gebracht, das die Berliner-Litauische Autorin Arna Aley als Auftragswerk für das WBT geschrieben hat. DIE LETZTE SOIRÉE lief in der Spielzeit mit großem Erfolg.